Soll ich Coach oder Business-Trainer werden?

Dieser Fachbeitrag wird dir nicht nur die Antwort auf die Frage geben, ob sich für dich eher eine Trainer- oder Coachingausbildung lohnt, sondern du wirst durchschauen, was Business Trainer und Coaches in Wirklichkeit verdienen und warum es derzeit einen solchen Hype um das Thema Coaching gibt.

Soll ich Coach oder Trainer werden?

Ich bin Marius, selbst ausgebildeter Business-Coach (DBVC), ausgebildeter Business-Trainer (BDVT) und Personalentwickler IHK. Ich bin heute verantwortlich für das Ausbildungsprogramm der Business-Trainer Ausbildung Online und des Train the Trainer Seminars der Corporate Training Academy.

Warum arbeite ich fast nie als Coach?

Dazu klären wir zuerst in Kürze den

Unterschied: Coach versus Trainer

Was macht ein Business-Coach?

Ein Business-Coach begleitet eine Einzelperson im vertraulichen Rahmen, meist in einer 1:1 Beziehung. Das bedeutet: Coaches stellen dir u. a. viele gute Fragen, auch um Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Was macht ein Business-Trainer?

Ein Trainer dagegen arbeitet mit einer Gruppe, verfolgt mit ihr gemeinsam ganz bestimmte Lernziele und arbeitet in einer „1-zu-viele“ Beziehung. Er muss sich mit Gruppendynamik auskennen und das eigene  Spezialgebiet / Fachthema vermitteln können. Business-Trainer wird man in einer Train the Trainer Ausbildung.

Träumst du davon, Coach zu werden?

Viele Menschen träumen davon, Coach zu werden, da sie anderen Menschen helfen und den direkten Kontakt suchen möchten. Sie möchten sich persönlich weiterentwickeln und sich mit Themen wie Gesprächsführung, Psychologie und Motivation auseinandersetzen. Zudem reizt die Unabhängigkeit von einem Büro und einem Vorgesetzten.

Als Coach

  • kannst du Menschen helfen,
  • stehst im direkten Kontakt mit deinen Kunden,
  • kannst du dich selbst weiterentwickeln,
  • wirst du immer besser in Disziplinen wie Gesprächsführung, Psychologie und menschlicher Motivation,
  • hast du kein Büro,
  • bist du dein eigener Chef.

Das alles hatte ich mir auch so gedacht!

Meine eigene Coaching-Ausbildung war der Start in die Coaching- und Trainingswelt

Ich hatte eine Coaching-Ausbildung gemacht, beim DBVC damals. Das hat weit über 5.000 Euro gekostet.

Da ich schon immer systemische Psychologie studiert habe, und alles von Psychologen und Therapeuten wie Milton Erickson, Dr. Gunter Schmidt, Virginia Satyr und z. B. Carl Rogers gelesen habe, ist mir die Ausbildung auch leicht gefallen.

Aber: Das ging nicht allen so.

Viele Coaches sind schon während der Ausbildung wieder ausgestiegen, weil sie gemerkt haben, dass das mit dem Coaching nicht wirklich zu ihnen passt. Du musst in so einer Coaching-Ausbildung schon richtig lernen und Zeit investieren. Die Verbände in Deutschland achten nämlich alle auch eine wirklich hohe Qualität.

Mehr zum Thema Coach oder Trainer werden findest du in diesem Apple Podcast von mir.

Herausforderungen der Business-Coaches basierend auf meinen persönlichen Erfahrungen 

Absagen & erdrückender Wettbewerb im Coaching

Als Business-Coach gibt es einige Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehören häufige Absagen von geplanten Terminen und die Tatsache, dass die wirtschaftliche Lage stark von der Anzahl neuer Coaching-Kunden abhängt, die oft alles aus eigener Tasche bezahlen müssen. Der Wettbewerb im Coaching-Markt hat zugenommen, und interne Coaches in Unternehmen nehmen manchmal die Rolle externer Coaches ein, was den Wettbewerb weiter verschärft.

Diesen Wettbewerb hab ich ganz deutlich gemerkt. Und ich bin finanziell einfach nicht weitergekommen.

Die Realität der Stundensätze von Coaches

Die durchschnittlichen Stundensätze für Coaches variieren je nach Zahlungsträger.

  • Wenn Unternehmen das Coaching bezahlen, liegen die Stundensätze heute typischerweise bei 170 Euro pro Stunde,
  • während privat finanzierte Coaching-Sitzungen durchschnittlich mit 120 Euro pro Stunde vergütet werden.
  • Was mich aber absolut alarmiert: Die Stundensätze der Coaches in der DACH-Region stagnieren seit Jahren! In vielen Branchen fallen sie aufgrund des erdrückenden Wettbewerbs.
  • Wir haben eine Inflationsrate von ca. 8 Prozent. Real verdienen Coaches im deutschsprachigen Raum also immer weniger.
  • Bei den Studiendaten ist auch noch zu beachten, dass es sich bei den Werten (170 und 120) um  Selbstauskunftswerte handelt: Die Menschen übertreiben bei Angaben wie Verdienst oder Gewinn, wenn sie diesen selbst angeben sollen. (Genauso untertreiben Studienteilnehmer, wenn sie in einer Selbstauskunft z. B. ihren Zigaretten oder Alkoholkonsum angeben sollen.)

Das oben sind Werte aus der Studie „Coaching Umfrage Deutschland“ 2020 vom BCO. (Link unten unter Quellen)

Nach all den Jahren, all den Gesprächen mit Coaches ist mein ernüchterndes Fazit: Von Coaching zu leben, das ist für die meisten heute fast unmöglich geworden.

Als Business Trainer arbeiten

Ich hatte also meine Coachingausbildung hinter mir und habe schon nach einem Jahr gemerkt: „Das wird nichts.“

Ich wollte allerdings weiter mit Menschen arbeiten, deshalb war meine Entscheidung klar: Ich wollte als Trainer, genauer gesagt als Business-Trainer arbeiten. In Laufe der folgenden Jahre lernte ich viele Trainingsfirmen, Programm-Manager, noch mehr professionelle Coaches und Trainer kennen. Ich hatte geschäftlich Kontakt u. a. mit Haufe, ManagementCircle, FORUM Heidelberg und den Deutschen Auslandshandelskammern und zahllosen Direktkunden.

Erst dadurch habe ich mit der Zeit das wahre Gesicht des Coaching- und Trainingsmarktes kennengelernt.

Die meisten Coaches arbeiten in Wahrheit auch als Berater oder Business Trainer. Selbst der Rauen-Report, die „Bibel des Coaching-Marktes“ stellt immer wieder fest: „Für die meisten Menschen da draußen ist Coaching nur ein Nebengeschäft.

Die Erhebung der Rauen Group, das ist die Firma hinter dem Coaching Magazin, zeigt immer wieder auf: Coaching macht für die meisten in Deutschland ca. ein Drittel des Verdienstes aus (Achtung: Die Befragten sind Vollblut-Coaches. Bei den meisten ist der Anteil viel geringer).

Was ist am Geschäftsmodell „Business Trainer“ anders als beim Coaching?

Die Trainer, die ich kenne, machen nichts anderes als Trainings. Davon kann man nämlich leben!

Aber warum ist das so?
Ganz einfach:

  • Es gibt fast keine Absagen. In meiner Karriere, und ich habe jetzt über 14.000 bezahlte Stunden als Trainer absolviert, gab es ganze 8 Absagen (Corona Zeit: Online).
  • Als Trainer kannst du ein nachhaltigeres Geschäft aufbauen. Im Gegensatz zum Coaching, wo du oft Zeit für Geld tauschst, arbeitest du als Trainer mit Gruppen zusammen. Deine wirtschaftliche Lage hängt nicht davon ab, immer neue Kunden zu gewinnen, sondern von wiederkehrenden Trainingsaufträgen von Unternehmen oder Organisationen. Der Wettbewerb im Bereich professioneller Business-Trainer ist geringer, was die Möglichkeit bietet, gut von dieser Tätigkeit zu leben.
  • Der Wettbewerb im Business-Trainer Markt ist weniger intensiv. Die meisten haben das Wort Coach schon mal gehört. Aber Trainer? Oder Trainer, die sich nur auf Geschäftsthemen wie Führung spezialisieren – Business Trainer? Hier zucken die meisten Menschen mit den Schultern: „Keine Ahnung.“

Das Verrückte ist, dass ich die gleichen Motive hatte, Business-Trainer zu werden, wie all die Menschen, die unbedingt Coach werden wollen:

  • Menschen helfen
  • Einen direkten Kontakt zu meinen Kunden pflegen
  • Mich selbst weiterentwickeln
  • Kein Büro mieten müssen
  • Mein eigener Chef sein können

Was verdient ein Firmen-Trainer (Business-Trainer)

Weil es in der DACH-Region überhaupt keine Daten zu selbständigen Business-Trainern und deren Verdienst gibt, habe ich mich Ende 2023 mit fünf anderen Trainern zusammengetan und mit Hilfe eines Trainerverbandes professionelle selbständige Business-Trainer:innen zu deren Tagessätzen (sowie Herausforderungen und Erfolgsfaktoren) befragt:
  • Bei Weiterbildungsanbietern, die offene Seminare anbieten, die also nicht nur für einen Kunden stattfinden, haben Business-Trainer:innen im Durchschnitt unserer Erhebung einen Tagessatz von 1.194 €. Die Spanne der Tagessätze ist hier groß und liegt im Minimum, 400 € (VHS Niveau), bis maximal 2.500 € (private Weiterbildungsanbieter).

  • Im Geschäft mit Trainingsagenturen / Vermittlern / Seminaranbietern, wo Business-Trainer in Kundenunternehmen „eingesetzt“ oder vermittelt werden, haben Business-Trainer im Durchschnitt einen Tagessatz von 1.281 €. Die Spanne der genannten Tagessätze: Von 530 € bis 3.000 €.

  • Im Direktgeschäft mit Unternehmen (in-house) haben Business-Trainer im Durchschnitt einen Tagessatz von 1.974 €. Die Spanne der genannten Tagessätze: Von nur 800 € (das ist im direkten Geschäft zu wenig, da ja auch das Marketing bezahlt werden muss) bis zu erstaunlichen 3.200 €.
Es kommt dazu, dass man als Trainer je Auftrag meist mindestens einen ganzen Tag, wenn nicht mehrere Tage im Einsatz ist. Coaches arbeiten stundenweise, wodurch der Umsatz vor sich hindümpelt.

Was schreckt die Menschen denn ab, als Business-Trainer zu arbeiten?

Einige Faktoren schrecken Menschen davon ab, als Firmen-Trainer (Business-Trainer) zu arbeiten. Dazu gehören

  • die Fähigkeit, vor Gruppen zu sprechen,
  • die Gruppendynamik zu meistern, sowie
  • die Notwendigkeit, sich auf ein Thema zu spezialisieren, wie z. B. Führung, Vertrieb, Teamentwicklung oder etwas ganz Spezielles wie z. B. Sicherheitstrainings für die Chemiebranche.

Viele Menschen ziehen es vor, Coach zu werden, weil sie das Berufsbild des Trainers nicht kennen oder nicht richtig verstehen.

Woher kommt der Coaching-Hype der letzten Jahre?

Der Coaching-Hype der letzten Jahre ist teilweise auf die Fülle von angebotenen Coaching-Programmen zurückzuführen. Viele Menschen möchten Coach werden, ohne die erforderliche Fachkompetenz zu besitzen. Dies hat zu einem Missbrauch des Begriffs „Coaching“ geführt, was wiederum das Image professioneller Coaches beeinträchtigen kann.

Ein Beispiel aus der Praxis: Wenn ich dir als Online-Guru verspreche, dich zum Coach auszubilden, dann muss ich fachlich nichts Bestimmtes können. Das beste Beispiel ist Life-Coaching, also sozusagen Lebenshilfe.

Ich habe mal in eine sehr große Facebook-Gruppe hineingefragt, die hieß „Sichtbar werden als Coach“: „Hallo ihr Lieben, nur aus Neugier, wer von euch kann eigentlich davon leben?“ Was für ein Aufschrei.

Das wahre Gesicht des Coaching und Training-Marktes

Mich stört noch eine Sache im Coaching-Markt: Besonders Online-Marketer nennen die Videotrainings, die sie dir verkaufen, einfach „Coaching-Programme“.

Nur, weil ich Gruppen-Livemeetings in Zoom mit teilweise 50 oder 100 Leuten für meine Online-Marketing Ausbildung anbiete, ist das noch lange kein Coaching. Es gibt sogar richtige Betrüger und Hochstapler in diesem Bereich: So durchschaust du falsche Coaches.

Und das ist der letzte Punkt, den ich hier ansprechen will. Das Image in der Bevölkerung. Du weißt genau, wie die meisten reagieren, wenn man sagt: „Ich bin Coach.“ Zurückhaltung. Oder die Frage: Kannst du auch davon leben? Das interessiert die Leute einfach. Weil sie sich fragen, ob das wirklich wirtschaftlich nachhaltig ist, was du da machst.

Tatsächlich haben von über 20 Coaches, die ich kenne, inzwischen 18 aufgegeben, und zwar nach etwas über einem Jahr. Von den anderen beiden hat einer ein Beratungsunternehmen, das richtig gut läuft, die andere ist genau wie ich hauptberuflich Trainerin geworden.

Es ist wichtig, dass du alle Aspekte des Coachings und des Trainerdaseins sorgfältig abwägst und die richtige Entscheidung für deine Karriere triffst. Beachte die Unterschiede zwischen den beiden Berufsfeldern, die möglichen Herausforderungen und die Chancen, die sich bieten, um erfolgreich in einem dieser Bereiche zu arbeiten.

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Quellenangaben

Hier findest du die Quellen für die zitierten Statistiken:

Coaching-Marktanalyse

Coaching-Umfrage

 

Artikel geupdated am 01.02.2024. Inhaltlich überprüft von Marius Jost, M.Sc.

ÜBER DEN AUTOR

Marius Jost

Marius Jost leitet die Trainerausbildung der Corporate Training Academy (bis 2021 noch Institut für systemisches Training) sowie die Fachgruppe Online-Training des BDVT. Er begann seine berufliche Laufbahn als zunächst als IT-Analyst und entwickelte sich zum Lobbying- und PR-Spezialist für die IT-Branche. Er betreute u.a. als Senior-Associate für die Public Affairs Agentur Burson-Marsteller globale Kunden. Zuletzt durfte er als Kommunikationsmanager bei STADA weitere Erfahrungen sammeln. Jost ist Business Coach (DBVC) und hat sein Studium „International Business Administration” in Paris (ABS) und Frankfurt am Main (Goethe) absolviert.