Eine Anleitung, wie Sie Meditation in Ihren Trainings verwenden (oder sich davon fernhalten)
Die Sachlage
Du bist (angehender) Business-Coach oder Trainer und steckst mitten in der Vorbereitung deines Führungsseminars? Eine Kollegin hatte gestern noch davon geschwärmt, wie konzentriert ihre Gruppe am Schulungstag war. „Das liegt daran, dass wir die Trainingseinheit mit einer 10-minütigen Meditation begonnen hatten!“ Nehmen wir an, du hast zwei oder drei Tage mit einer neuen Gruppe zu planen, und fragst dich:
„Soll ich den zweiten Tag mit einer kurzen Meditation beginnen?“
Coaches und Trainer wissen, wie sehr die ersten 10 Minuten (der Ice-Breaker ¹ ) des Trainings die Stimmung in der Gruppe beeinflussen. Es wäre also gut, wenn der Einstieg sitzt.
Meditation in Business-Trainings: Soll ich also mit einer Meditation starten?
Wenn du unser Business-Trainer-Zertifizierungsprogramm absolviert hast, wirst du dies nicht unüberlegt tun. Hoffen wir jedenfalls.
Dein Dilemma
Lasse mich zwei wahre Geschichten erzählen.
- Berlin
2021 habe ich an einem Führungsseminar für Unternehmer teilgenommen. Die Beschreibung des Programms war vielversprechend. Ziemlich bald saß ich in ihrem Seminarraum auf einem dreckigen Boden. Ich sollte jetzt meditieren. Es war der Seminarauftakt gewesen. Aus der Mitte des Teilnehmerkreises starrte mich ein abgehackter Buddhakopf an. Vier Minuten waren vergangen, da hörte ich plötzlich die Stimme des Trainers: „Stellen Sie sich jetzt eine grüne Wiese vor und wie Sie barfuß auf diesen wunderbaren Baum zulaufen. Umarme den Baum!“Die meisten schienen vor Glück zu schweben. Ich allerdings erinnerte mich an einen schmerzhaften Wespenstich, den ich mir zugezogen hatte, als ich barfuß durch unseren Garten gelaufen war. Ich konnte über einen Monat nicht laufen. Und ich umarme keine Bäume. - Bremen
Die zweite Geschichte ist mir bereits vor 9 Jahren passiert.
José, ein guter Freund von mir, der mehrere Jahre als buddhistischer Mönch gelebt hatte, lud mich zu seinem neuen Achtsamkeits- und Meditationsseminar ein. Da wollte ich unbedingt hin! Schließlich waren nur wenige Leute auf diesem Gebiet versierter als er.
Es war ein großer Erfolg. Wir lernten verschiedene Arten von Meditationtechniken kennen und probierten viele davon aus. Wir hatten einen vollen Tag, das heißt: genug Zeit, damit alles glatt lief. Das Beste: José hatte sich einen ruhigen Raum gesichert und Tee für die Gruppe mitgebracht. An diesem Tag saß ich auf dem Boden, um zu meditieren, ich ging, um zu meditieren, und ich versuchte mich im Stand an einer Meditation. Es fühlte sich angemessen an, zumindest für mich.
Vier wichtige Dimensionen beeinflussen, wie sich Meditation in der Gruppe anfühlt
Während ich als Teilnehmer Meditation in der zweiten Geschichte als sinnvoll erlebt hatte, tat ich dies in der ersten nicht. Nach meiner Erfahrung und nach dem, was ich von Fachleuten aus der Trainingsbranche höre, hat dies mit mindestens vier Faktoren zu tun:
1) Begriffsbedeutung
Für jeden Menschen kann Meditation unterschiedliche Bedeutungen haben. Während manche Meditation mit der Anstrengung verbinden, sich zu konzentrieren, sehen andere darin einfach eine willkommene Ablenkung vom Alltag. Für viele ist es Teil der eigenen Religion. Viele finden, dass Meditation zur Entspannung da ist. So mach einer fragt sich auch, was er mit (oder in) seinem Körper machen soll, während diese peinliche Stille herrscht. Hier besteht die Gefahr des Ausstiegs. Kein Wunder, wenn dann jemand im Geiste seine Einkaufsliste durchgeht, bis der Gong ertönt.
2) Vertrauen zwischen den Gruppenmitgliedern
Auch wenn das Schließen der Augen keine Voraussetzung für einen meditativen Zustand ist: Viele denken, dass dies der Fall ist. Aber wie fühlen sich Gruppenmitglieder wirklich, wenn sie mit geschlossenen Augen in der Nähe von völlig Fremden sitzen? Unser Körper neigt dann dazu, uns zu warnen: „Du bist im Angriffsbereich von drei Personen, einer sitzt hinter dir!“ Viele Teilnehmer verkrampfen sich in solchen Situationen.
3) Für manche ist es intimer als du denkst
Die meisten Aspekte der Meditation habe ich von zwei Theravada-Mönchen gelernt. Deshalb ist meine Meinung gefärbt. Ich hoffe, du bildest dir deine eigene.
Ich habe gerne etwas Zeit und Ruhe dafür. Viele Buddhisten säubern immer ihren Boden, bevor sie meditieren. Mir ist es zumindest wichtig geworden. Meditation ist zumindest für mich nicht mit einem bestimmten Ergebnis oder Ansporn verbunden.
Ich gestehe, dass ich mich nicht wohlfühle, wenn sich Menschen in einem Seminar genötigt fühlen, zu meditieren. Ein staubiger Boden und ein abgehackter Buddhakopf in der Runde? Vielen Trainern ist nicht bewusst, dass ein Buddha-Kopf für nicht wenige Buddhisten eine verstümmelte Buddha-Statue darstellt.
4) Anleitung des Prozesses
Viele Menschen meinen, angeleitete Gedankenreisen seien dasselbe wie Meditation. Ich bin nicht angetreten, um Meditation für andere zu definieren. Teilnehmer, die sich so auf eine geführte Reise einstellen, erwarten nun eine mündliche Anleitung. Diese sollte von Anfang an einsetzen. Es macht im Falle einer Gedankenreise keinen Sinn, deine Teilnehmer zu Anfang ohne Anleitung „etwas meditieren“ zu lassen.
Du brauchst eine gute Einführung in deine Gedankenreise, die du mit der Gruppe teilen möchtest. Wundere dich nicht, wenn ein Teilnehmer plötzlich aufschreckt, weil das Bild, das du beschrieben hast, ihn oder sie an Missbrauch in der Kindheit oder einen Unfall erinnert! Ich habe das einmal miterlebt. Es ist einfach schrecklich, weil die Gruppe dann ebenfalls abgelenkt wird. Der Einstieg ins Seminar ist dann gelaufen.
Wie man es richtig macht
1) Gruppenaffinität
Ist deine Zielgruppe bereit, eine Meditationssequenz auszuprobieren? Hat die Gruppe eine gewisse Affinität zu Themen wie Achtsamkeit, Meditation oder stiller Reflexion? Dieser erste Aspekt ist bei weitem der wichtigste, den du berücksichtigen darfst.
2) Unbewussten Reaktionen
Bitte erlaube deinen Teilnehmern, sich für die Meditationsphase weit genug voneinander entfernt zu platzieren. (Siehe „Vertrauen unter den Gruppenmitgliedern“)
3) Vertrautheit ist der Schlüssel
Erwäge, einen Meditationseinstieg für dein Seminar erst für Tag drei oder vier zu planen, falls ein solcher Zeitrahmen zur Verfügung steht. Je vertrauter die Gruppe sich untereinander ist, desto besser. Ich würde Meditation nicht für eine völlig neue Gruppe in Betracht ziehen.
4) Fisch oder Fleisch?
Biete entweder eine vorbereitete, geführte Meditation („Gedankenreise“) an, für die du mindestens Stichworte auf einem Blatt Papier vorbereitet hast, oder aber erkläre den Teilnehmern, worauf sie sich konzentrieren könnten, wenn sie in Ruhe meditieren sollen. Erkläre vorher, warum du die Sitzung anbietest.
5) Stille Ablehnung
Meditation oder stille Reflexion ist nicht jedermanns Sache. Sage lieber dazu, wie lange es dauern wird, bevor du die Übung beginnst. Meine Empfehlung für deutschsprachige Länder ist, nicht über sechs Minuten bei Anfängern bzw. 10 Minuten bei achtsamkeitsaffinen Teilnehmern hinauszugehen.
6) Was spiegelt sich in dir?
Biete die Meditation nicht an, wenn du an diesem Tag Feindseligkeit gegenüber Einzelnen in der Gruppe empfindest. Es ist selten, aber wenn deine persönliche Gegenübertragung² Feindseligkeit oder Wut beinhaltet, ist es wahrscheinlich, dass Gruppenmitglieder ähnliche Emotionen (gegeneinander gerichtet) empfinden.
Wenn du dich mit Ihrer Freundin gestritten hast, dann solltest du den Meditationsteil vielleicht überspringen. Machmal ist mal einfach nicht gut in Form. Ich habe zum Beispiel schlechte Erfahrungen mit Meditations-Intros gemacht, wenn ich nicht genug geschlafen hatte. Habe deshalb immer eine alternative Interaktion für deinen Seminareinsteig.
Ist Meditation in manchen Wirtschaftsakademien des modernen Berlin inflationär geworden? Vielleicht. Was du tust, das sollte immer von den Präferenzen deiner Teilnehmer abhängen. Wie könntest du nun genau diejenigen aus deiner Gruppe mitnehmen, die sich besonders für einen Meditationspart begeistern könnten?
Biete es als Bonus im Business-Training an
Wie du vielleicht schon weißt, wirst du ein paar echte Fans gewonnen haben, wenn sich dein Training dem Ende zuneigt oder bereits über ein paar Tage läuft. Das ist der Teil der Teilnehmer, denen es einfach gefällt, wie du Zusammenhänge vermittelst. Oder sie mögen dich einfach so, wie du bist.
Deshalb habe ich in der Vergangenheit oft ein „Bonusteil für Nerds wie mich“ angeboten. Warum nicht am Ende des Tages einen 20-minütigen Abschnitt über Resilienz und Selbstreflexion anbieten?
Schließe einfach für alle, die nicht wirklich daran interessiert sind, das Seminar ab. Vielleicht wirst du 9 von 24 Teilnehmern haben, die gerne darüber hinaus bleiben möchten.
¹ Synonyme für Eisbrecher sind „Startsequenz“, „Problematisierung“, Einleitung, Intro oder einfach „Eröffnung“
² Hier: Das/die Gefühl(e) des Trainers oder einfach „emotionale Verstrickung“ mit seinem Klienten im Einzelsetting oder Teilnehmern im Gruppensetting
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